Aufzucht von Welpen und Junghunden |
Wachstum, Fütterung, Gelenksprobleme, Bewegung |
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Größenentwicklung |
Fütterung: Gramm pro kg Körpergewicht pro Tag |
HÄUFIGSTE FEHLER BEI DER FÜTTERUNG VON WELPEN UND JUNGHUNDEN Zu viel Futter: In vielen Fällen spekulieren Züchter oder Besitzer, mit grossen Futtermengen das Wachstum zu fördern oder dem vermeintlich vorhandenen Bedürfnis der Hunde nachzukommen. Tatsache ist aber, dass das genetisch bestimmte Endgewicht des Hundes in jedem Fall erreicht wird, bei kleineren Futtermengen etwas später, bei grösseren Futtermengen etwas früher. Fatal wirkt sich aber zu viel Futter beim wachsenden Hund auf dessen Gelenke und Knochen aus. Folgende Wachstumsprobleme werden nachgewiesenermassen durch zu hohe Futtermengen gefördert: Osteochondrose, Knochenverkrümmungen der Vorderbeine, Halswirbelverengungen. Ein zu hohes Körpergewicht ist zudem auch ein Faktor bei anderen Gelenkserkrankungen, wie Hüftgelenksdysplasie und Ellbogendysplasie, welche bereits im jungen Lebensalter auftreten bzw. sich entwickeln können. Die Fütterung der Junghunde sollte deshalb möglichst restriktiv gehandhabt werden. Als Faustregel gilt für z.B. mittelgrosse Rassen: Erreichen von 50% des Endgewichts nach 4 Monaten, von 70 % nach 6 Monaten und von 90 % nach 12 Monaten. Zu viel Calcium: In den vergangenen Jahren hat die Überfütterung mit Calcium glücklicherweise abgenommen. Als Empfehlung gelten 1 % der Trockensubstanz. Eine Überfütterung mit Calcium führt zu einer Verlangsamung des Remodellings des Knochens, zu verdickter Knochensubstanz und damit zu einer Mangelernährung von Knorpel und Knochen. Gerade beim wachsenden Hund kann diese Mangelernährung kritisch werden und im Gelenk und in den Wachstumszonen des Knochens Störungen bewirken. Zu den typischen Erkrankungen der Überfütterung mit Calcium zählen die Osteochondrose in Schulter-, Ellbogen-, Knie- und Sprunggelenk. Es können irreversible Schäden am Skelett auftreten. Calcium ist nicht der einzige Faktor, welcher die Erkrankungen des Skelettes auslöst. Überfütterung, Vererbung, Haltung und Aktivität sind auch beteiligt. Mit der Eliminierung von Risiken lässt sich aber im Bedarfsfall ein vorteilhafterer Krankheitsverlauf erzwingen. So kann zum Beispiel ein Hund mit genetisch schlechten Hüftgelenken und einer sich abzeichnenden Hüftgelenksdysplasie dank knapper und richtiger Fütterung sowie richtigem Bewegungsmuster bis ins hohe Alter ohne Medikamente oder operativen Eingriff auskommen. Zu wenig Calcium, Spuren- bzw. Mengenelemente Da heute vorwiegend kommerzielle Futter verabreicht werden, besteht kaum noch ein Mangel an Spurenelementen oder Mengenelementen. Bei einer unvorteilhaften bzw. nicht bedarfsdeckenden Fehlernährung (z.B. Jungtier wird ausschliesslich von Fleisch oder Leber ernährt) kann ein Calcium-Mangel auftreten, welcher zur Demineralisation des Skelettes mit folgenden Spontanfrakturen und Verkrümmungen führen kann. Eiweiss: Nach neuesten Studien hat ein Überschuss an Eiweiss (Protein) keinen negativen Einfluss auf die Skelettentwicklung. Als Empfehlung gelten 20 bis 25% der Trockensubstanz. EMPFEHLUNGEN FÜR DIE BEWEGUNG VON WELPEN UND JUNGHUNDEN Welpen (bis 4 Monate ): - Kontakt mit anderen Hunden soll regelmässig stattfinden (sofern geimpft) - Bevorzugt mit Hunden gleicher Grösse und gleichen Alters (Ermüdung) spielen lassen - Spielzeit begrenzen auf ca. 15 Minuten - Spaziergänge mit dem Hund sind besser als wildes Toben. Allerdings muss aufgepasst werden, da sich Hunde leicht überschätzen, denn sie laufen dem Alpha-Tier (Besitzer) bis zur völligen Erschöpfung hinterher - an der Leine soll maximal 15 Minuten gegangen werden (Faustregel: pro Woche Alter - 1 Minute Dauer des Spazierganges), 2-3 x / Tag - Springen (v.a. abwärts) ist verboten - Treppen laufen: nur wenige, flache Stufen Junghunde (4 bis ca. 8 Monate): - Spaziergänge können dem Alter entsprechend langsam gesteigert werden; 2-3 x täglich anfangs 15 Minuten bis zu einer maximalen Dauer von 30 Minuten - Wildes Toben mit anderen Hunden soll nicht gefördert werden, da durch die unregelmässige und unkontrollierte Bewegung Schäden am Muskel- und Gelenksapparat entstehen können - Spielen mit gleich grossen Hunden ist zu bevorzugen - Ab einem Alter von 6 Monaten ist gleichmässiges Laufen in einem gemässigten Tempo an lockerer Leine 2 x pro Tag für maximal 15 Minuten erlaubt - Treppen laufen ist ab 6 Monate erlaubt, sollte aber mit größter Vorsicht kontrolliert werden (nur an der Leine, Sprünge vermeiden); zu beachten ist, dass beim Abwärtslaufen vor allem Schulter- und Ellbogengelenke stark belastet werden - Schwimmen ist zu unterstützen (fördert den Muskelaufbau und schont die Gelenke) Allgemein: - Das Training soll stetig aber langsam dem Alter angepasst gesteigert werden - Es sollte auf griffige Bodenbeläge geachtet werden (Springen und Spielen auf rutschigem Untergrund ist gefährlich) - bis 18 Monate ist darauf zu achten, dass das Gewicht an der unteren Grenze bleibt. Dabei ist zu bemerken, dass eine Gewichtsreduktion zu 90% über reduziertes Futter und nur zu 10 % über gesteigerte Aktivität stattfindet. - Auf eine ausgewogene Ernährung ist zu achten (keine Calcium-Zusätze bei Fertigfuttermittel) - Joggen und Fahrradfahren sollte man erst mit ausgewachsenen Hunden - Grundsätzlich sollen Spazierrouten gewählt werden, die abgebrochen werden können (kleine Runden) - Auf Müdigkeitserscheinungen wie Absitzen oder Hinterhertrotten achten - Mehrmalige kurze Spaziergänge sind besser als wenige lange - Niemals den Hund zum Weiterspielen motivieren, wenn der Hund von selbst mit dem Spielen aufgehört hat - Beim Spiel mit Kindern oder anderen Hunden besteht die Gefahr einer Überforderung, deshalb ist es mitunter notwendig eine "Zwangspause" herbeizuführen und die Spielpartner zu trennen - Gleichmässige Bewegung ist besser als „Stopp and Go“ Trainings |
Quelle:
Dr. med. vet. ECVS Daniel Koch, Überweisungspraxis für
Kleintierchirurgie, CH-8253 Diessenhofen |
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